Zu Beginn meiner Ziegenhaltung, standen die Tiere auf Grund meines Alters, bei einem erwachsenen Ziegen,- und Schafhalter in der Herde. Im Winter ging es in einen festen Stall, das war ganz normal. Verträgliche Gruppen teilten sich oftmals nur wenige Quadratmeter. Mit Schafen als lebenden Puffer dazwischen, ging dies auch recht gut. Kranke Tiere kamen vor, doch logische Zusammenhänge zwischen einer Krankheit und dem Stall, kamen mir als Kind nicht. „Das haben wir schon immer so gemacht“ hieß es nur. Der Dauerbrenner-Spruch auf dem Dorf. Dicht gefolgt von „wird schon wer’n.“
Als ich später selbst die Verantwortung zu tragen,- und einen eigenen Stall zu suchen hatte, sah es schon anders aus. Pufferschafe gab es nicht mehr. Geeignete Ställe, wie sich später herausstellte, auch nicht.
Bis der Hof verkauft wurde, standen somit 10 Ziegen in einem ehemaligen Schweinestall. Sehr komfortabel, da jede Zicke ihren eigenen kleinen Laufstall hatte. Zumindest auf den ersten Blick. Mit dem Wissen von heute kann ich sagen, dass Warmställe zumindest für Robustrassen eher semioptimal sind. Die haben geschwitzt! Auch die Sozialkontakte konnten darin nicht gepflegt werden.
Nächste Station war ein groß dimensionierter ehemaliger Pferdestall, ohne Abtrennung. Ebenfalls zu warm. Für die Herde offensichtlich auch nicht groß genug um sich aus dem Weg zu gehen. Der Einbau von Etagen und Rückzugsmöglichkeiten war vom Besitzer nicht gewollt, also arbeitete ich mit dem was zur Verfügung stand. Die ranghohen Tiere kamen in kleine Einzelbuchten um Ruhe hinein zu bringen. Ging schief! In dieser Zeit hatte ich das große Tierarztabo „gewonnen“. Von Lungenentzündung, bis schwere Geburten, da sich die „entschärften“ Tiere in den kleinen Buchten nicht genug bewegen konnten, war alles dabei.
Eines Tages nach einem Kaiserschnitt, sagte mein Doc; -und das weiß ich noch wie heute: „warum hast Du Deine Ponys im Offenstall und die Ziegen nicht?“ Und ich erwiderte im Reflex: „das haben wir schon immer so gemacht.“ In diesem Moment wusste ich aber schon…. haben wir garnicht. Damals war die Offenstallhaltung bei Pferden im besten Fall belächelt. Mit meinen 2 Langgesichtern blieb mir jedoch nichts anderes übrig. Ein Herr mit Stauballergie und der andere mit beginnender Arthrose schrien nach Frischluft und viel Bewegungsmöglichkeiten um gesund zu bleiben. Und wie die vorangegangenen und folgenden Jahre zeigten, blieben sie es auch.
motiviert von meinem inzwischen in Rente gegangenen Tierarzt. Ich danke Dir noch heute für diesen Denkanstoß und die Unterstützung!
2 Bauwagen, welche im Sommer in Nutzung waren, hatten nun auch im Winter einen Job. Die Pferdehütte konnte ebenfalls guten Gewissens zur Hälfte den Gehörnten überlassen werden. Das Ganze auf fast einem Hektar Grünland. Raufen wurden angeschafft und auch schnell wieder abgegeben, da untauglich. Anders konstruierte Raufen gingen in die Testphase und bestanden nach kleinen Optimierungen. Auch der Standort der Wagen änderte sich. Wege wurden verlängert und mit Paddockplatten auch in feuchten Zeiten angenehm begehbar gemacht. Ausweichmöglichkeiten galt es zu schaffen.
Mit Begeisterung nahm ich wahr, wie die Ladies im Herbst bis in den ersten Winter hinein, ein bis dahin, in diesem Ausmaß, nicht da gewesenes Winterfell schoben. Unter dem Haarkleid bildete sich regelrecht dichte Unterwolle.
Die Herde war ruhig und entspannt. Auch bei den ersten tiefen Minustemperturen. Hänger und Hütte wurden zu meiner Überraschung selten genutzt. War ein Regenschauer im Sommer noch ein Grund schnell Richtung Hänger, oder Hecke zu stürzen, schien den Ziegen das Nass von oben, egal in welchen Aggregatzustand, im Winter egal zu sein. Erst im Frühjahr, zu den ersten warmen und sonnigen Tagen, wurde der Schatten der Hütte gerne angenommen.
Die erste Gitzizeit verlief genauso unspektakulär. Die Geburten waren leicht und gingen schnell. Die Befürchtung meinerseits ging nach dem Feststellen der weggesnackten Futtermenge, zuvor eher in die entgegengesetzte Richtung. Zu dicke Tiere lammen nicht gut ab… jedoch wird bei Kälte natürlich mehr Heu/Grummet zum Heizen aufgenommen. Dick waren sie auch nicht, eher muskulös. Zumindest im Vergleich zu den Wintern davor. Lungenentzündungen waren ab diesem Zeitpunkt Geschichte.
Welchen Weg eine Ziege im Winter zurück legt, wenn sie die Möglichkeit hat, zeigte dann Heidi eindrucksvoll. Ausgestattet mit einem Schrittzähler und kurz darauf mit GPS. Binnen 24 Stunden (16 Stunden davon im Ruhemodus) lief sie gut 8 km. Was sie außer Raufeninspektion in dieser Zeit alles getrieben hat, bleibt ihr Geheimnis…. naja nicht ganz 🙂
So kam meine Herde zur Offenstallhaltung. Aktuell kann ich mir für meine Truppe kein anderes Haltungssystem vorstellen. Beide Rassen sind sehr agil und bestehen auf ihren Privatsphäreradius. Da bräuchte es für die Herde schon einen seeehr großen Kaltlaufstall. Und ich spiele doch garkein Lotto…