Auch „Herde aktuell“ muss einen Anfang hier im Blog finden… was eignet sich besser, als das derzeitige Wetter um einen Artikel zu füllen, -also starten wir bei – 17 C° im Winterquartier: Morgens vor der Arbeit, nach zweimaligem befreien des Autos aus der Eisschicht, erreicht man also mit 40l warmem Wasser in Kanistern, den Eispalast. Die Vermutung von bibbernden Hornträgern begrüßt zu werden, bewahrheitet sich einmal mehr NICHT.
Es ist 6 Uhr und der Jahreszeit entsprechend noch dunkel, heißt; selbst die Begrüßung fällt aus. Die meisten liegen rund um die Raufen noch im Tiefschlaf befindlich. Allein Julia hebt kurz den Kopf. Horst liegt mit Laurin und 2 Jährlingen im Hänger, Angeli hat die Hütte für sich allein und sich dementsprechend breit gemacht. Ok, sie ist aktuell einfach breit. Vermutlich werden in den nächsten 2 Wochen Zwillinge hinaus purzeln. Als ich so da stehe und im Kopflampenlicht beobachte wie ihre Augenlider und Beine zucken, sie sich also vermutlich in der REM Schlafphase befindet, ein Poltern aus dem Mutter-Kind Bauwagen… Licht dimmen und anschleichen…
Schatzi und Schneehöppli sind doch schon wach und spielen Fangjes um ihre sichtlich genervte und schlafen wollende Mutter. Schneehöppli schummelt und kürzt regelmäßig den Weg über Rosali ab. Das Poltern rührt von dem somit aufgebauten Schwung, welcher an der Buchtenwand mit allen 4 Beinen gleichzeitig abgebremst wird, her. Als ich in diesem Moment meine Lampe auf volle Power knipse, muss ich laut lachen. Erwischt! Wie in der Bewegung eingefroren, starren mich 3 Augenpaare an. Das erste entsetzt a la „Ich war das nicht“, das zweite mit „wir haben doch nur gespielt“ und Rosali: „wann darf ich endlich wieder zu den anderen und die Bälger in den Kindergarten packen?“ Als hätte sie es tatsächlich gefragt, antworte ich, dass sie nach meiner Arbeit wirklich ein paar Stunden raus dürfen.
Wenn ich sowieso schon im Wagen bin, kontrolliere ich auch gleich die 3 anderen Buchten mit frisch gebackenen Müttern und verteile das Wasser. Sybell hat ihren Kopf über Stiez und Simseri gelegt, welche zufrieden schlafen. Auch bei Luzi und Lillifee ist alles ruhig. Ellex und Erika haben eine Tränkeeinheit eingelegt. Also auch alles ok. Nur noch bei Normen, Norbert und Lilly vorbei schauen und dann beruhigt gen Arbeit.
„Duuhuu, dürfen wir raus und mit Nachbars spielen?“
Nachmittags sieht das Bild vom idyllischen, ruhigen Offenstall schon anders aus. Julia hat mich auf ihrem Ausguck bereits 500m vorm Einbiegen in den Feldweg erspäht. Der nölende Dauerton beim Öffnen der Autotür verrät, dass sie sich auch schon akustisch seit 500m eingestimmt haben muss. Lilly operiert an der Rundballenraufe herum und entlockt dem Metall rhythmische ächzende Töne, die beiden Gitzi Hui-Buh und Norbert machen Eisschollensurfen auf dem, am Rand durch die Sonne, aufgetauten Wasserpott und Johanna steht aufrecht am Kopfende der Raufe und verteilt unliebsame Hälmchen auf dem Boden. Rosali schreit einen Hilferuf aus dem Bauwagen, um ihrem Wunsch endlich raus zu dürfen, Nachdruck zu verleihen. Sie scheint wirklich genervt von den beiden Krawallschachteln. Und bei dem ganzen aufgeregten Szenario läuft plötzlich noch Heidrun mit dem Eimer um den Hals hängend, einmal von links nach rechts durchs Bild, um dann im kleinen Bauwagen zu verschwinden. Was auch immer ihr Plan ist….
Ich befreie erst einmal Rosali nebst Schnee und Schatzi aus ihrem „Gefängnis“. Die Freude ist groß und ab diesem Moment geht die Party draußen erst richtig ab. Wie 2 Kugeln im Flipperautomaten, düsen die Gitzi zwischen den Alttieren umher, versuchen die bereits ausgewilderten Lämmer zum Spielen zu animieren, docken mal auf der Treppe an, oder springen von einer Mineralschale zur nächsten. Supergitzi, alias Schneehöppli, berührt bei ihrem Rundflug den Boden fast gar nicht mehr. Zumindest scheint es so.
„Suuuper-Gitzi“
In diesem Chaos Möhrchen zu verteilen, ist ein großer Spaß, zumindest für Passanten, welche ausgerechnet jetzt vorbei laufen. Komischerweise sind auch immer ausgerechnet dann Zuschauer im Orbit, wenn ich über ein Gitzi stolpere, oder Assistenzhorst dafür sorgt, dass die Möhrchen noch schneller auf dem Boden verteilt sind. Manchmal wird applaudiert!
Nachdem ich zufrieden festgestellt habe, dass alle vollzählig an den Möhrenkisten angetreten sind und fressen, auch Heidrun ihre Eimerdeko abgelegt hat, kann es mit dem Wassersupport weiter gehen. Der Inhalt des vergessen geratenen und im Schatten stehenden, nicht entleerten Kanisters vom Morgen, hat inzwischen seinen Aggregatzustand verändert. Leider ist der Eiswürfel nicht für genormte Whiskygläser tauglich, kann also direkt so wieder mit nach Hause fahren. Zum Glück hat die Sonne das eingefrorene Wasserfass angetaut, so dass Abzapfen zwar langsam, aber immerhin möglich ist.
„Assistenz-Horst“
Das Verteilen des Heus in die Raufen, gestaltet sich danach einfach. Nunja, zumindest bis Assistenzhorst helfen möchte. An dieser Stelle eine Erklärung: Horst ist mein selbst gezogener Deckbock. Ein sehr anhängliches und zuvorkommendes Model, der im zunehmenden Alter nicht mitbekommen hat, dass er nicht mehr klein genug ist um einfach so unter einer voll beladenen Heugabel durch zu laufen. Oder ich nicht einfach mal einen Schritt über ihn hinweg machen kann. Er vergisst auch wie schwer er ist, wenn er natürlich, nur ganz zufällig, auf meinem Fuß steht, an mir hoch steigt, oder sich an der Raufe schubbert. Darum kommt es nicht selten vor, dass ich wanke, schwanke, über ihn falle, oder auf ihm sitze und alles nur, weil er immer ganz vorne mit dabei sein möchte. Helfend natürlich. Da ich den Zicken bei diesen Temperaturen natürlich Heu ad libitum zur Verfügung stellen möchte, hatte Horst heute sogar ein paar mal mehr die Chance sich eine Halmperücke direkt von meiner Gabel herunter zu basteln.
Nach und nach sind nun auch die Mädels mit den Möhrchen fertig und belagern die Raufen. Eine gefräßige Ruhe stellt sich ein. Nur die Flippergitzi sausen noch von einer Ecke in die andere. Norbert und Normen sind bereits von ihnen müde gespielt und schlafen unter dem Bauwagen, in Hui-Buh scheinen sie dagegen ihren Endgegner gefunden zu haben. Erst als auch bei ihnen die Müdigkeit siegt, packe ich sie zusammen mit ihrer Mutter in den Wagen. „Ihr dürft morgen wieder raus. Noch seid ihr zu klein um nachts draußen zu bleiben“. Ich befürchte sie werden mich schon morgen früh um 6 Uhr an mein Versprechen erinnern, oder fragen… „sind wir jetzt groß genug?“